Freitag, 30. Oktober 2009
Der Winter beginnt
Tag für Tag wird es kälter und das spüren wir leider auch in der Wohnung. Die Heizung wird endlich nächsten Monat angestellt. Ob uns diese uns wirklich Einheizen kann ist abzuwarten. Dafür beginnt jetzt auch langsam die „Trink-Saison“. Je kälter es wird und je weniger man draußen manchen kann, desto mehr wird getrunken.
Ansonsten läuft der Unterricht wie gewohnt und macht keine großen Schwierigkeiten. Wobei ich mich schon dabei erwische wie ich gelangweilter vom unterrichten bin und nicht mehr voll Gas in den Stunden gebe. Ich frag mich ob es möglich ist die Motivation und damit verbundene Energie im Unterricht aufrecht zu erhalten. Außerdem sehen ich mich langsam dazu gezwungen strenger zu werden. Die Klassen werde lauter und teilweise sogar frecher. Das hat man davon, wenn man zu nett ist. Ist schon irgendwo echt bescheuert. Es gibt jedoch keinen anderen Weg.
Neben der Schule läuft es weiterhin gut. Ich lerne mehr Leute kennen und das Chinesisch läuft auch immer besser. Meistens stellen uns unsere Kollegen Freunde und Familie vor und über diese lernen wir wieder mehr Leute kennen.
Das Problem der Schweinegrippe verschärft sich, da nun auch die normale Grippe Saison beginnt. So hat die Grippe Welle einen positiven, wie auch negativen Effekt auf den Unterricht. Zum einen sind viele Schüler krank zuhause und die Klasse dem entsprechen dezimiert. Je weniger Schüler, desto besser für den Unterricht. Auf der anderen Seite nervt es, wenn die immer noch 60 Schüler dauernd husten und niesen. Das machen die sicher nicht extra, aber ich fühl mich schon manchmal unterbrochen. Zudem ist das mit der Hand oder besser noch Arm beim Husten vor dem Mund nicht geläufig und jedes Klassenzimmer wird zu einer Pestschleuder. Ich kann es kaum noch erwarten selber krank zu werden.

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Bericht Nr. 1
Liebe Familie, Freunde und Förderer,

nach einem anstrengenden Flugmarathon von Hamburg über Paris nach Beijing und dann nach Nanjing war schon auf dem Beijinger Flughafen mein erster Gedanke, endlich wieder in China.
Es ist faszinierend, wieder hier zu sein. Alle Erinnerungen an meinen Austausch kommen zurück. Genau so verhält es sich mit dem Chinesischen und natürlich mit der Mentalität. Es ist lustig zu sehen, wie ich wieder in typisch chinesische Verhaltensmuster falle und die Gesten annehme, leider auch bei den unglaublich schlechten Essensmanieren. Zum Glück stört das hier niemanden, bis auf die anderen Ausländer vielleicht.
Der Kulturkonflikt tobte gerade in den ersten Tagen in mir. Schlaflose Nächte und einige Patzer waren die Symptome. Doch mittlerweile fühle ich mir hier wieder verdammt gut.

Die ersten zwei Wochen bin ich auf einem Seminar in Yangzhou in der Nähe von Nanjing. Dieses findet in einem Hotel einer großen Schule statt. Dieses soll ein Einstieg in die chinesische Kultur und Sprache sein und uns auf unsere Aufgabe als Lehrer vorbereiten. Teilnehmer und die Betreuer/Vorbereiter setzen sich aus einem bunten internationalen Mix zusammen. Dazu gehören 5 Deutsche, 2 Schweizer, 5 Engländer, eine Finnin, eine Amerikanerin und eine Venezuelanerin, sowie natürlich Unmengen an Chinesen. Amity teilt uns in zwei Programme auf: zum einen in Junge Freiwillige, zu denen gehöre ich, und „richtige“ Lehrer, welche schon ausgebildet und daher etwas älter sind. Wir jungen sollen dann „Oral English“ an den Mittelschulen unterrichten und die Lehrer gehen an Universitäten, um dort Englisch zu unterrichten. Unter den „richtigen“ Lehrern tummeln sich einige Ehepaare, so einmal ein Schweizer und seine Venezuelanische Frau, und auch ein englisches. Zudem hat jeder von uns einen „Tutor“ bekommen. Das sind alles chinesische Schüler oder Studenten. Sie sollen uns auf unserem Weg in die chinesische Kultur helfen und stehen uns beim Chinesisch lernen zur Seite. Meiner heißt Gong Ming und wir sind schon recht gute Freunde geworden. Er ist einige Monate älter und auch gerade mit der chinesischen Highschool, vergleichbar mit einem Gymnasium, fertig. Er wird Elektroingenieurwesen studieren. Er ist ziemlich ruhig und sehr nett. Wie die meisten chinesischen Schüler war er am Anfang etwas schüchtern, aber jetzt blüht er auf. Sein Englisch ist ziemlich gut und er hilft mir dabei, meine Chinesischkenntnisse zurück zu erlangen.
Im Moment teile ich mir das Zimmer mit Vincent Koch. Wir werden auch zusammen das Jahr in Jiuquan verbringen, dort an einer Schule unterrichten und zusammen in einer Wohnung leben. Ihr werdet euch jetzt sicher wundern, warum „Jiuquan“ und nicht „Zhangye“. Ich habe netterweise hier erfahren, dass es für mich noch etwas weiter raus geht in eine noch kleine Stadt. Am besten Ihr schaut selber bei wikipedia.org nach, wo sie genau liegt. Immerhin werden von da aus die Raketen der Volksrepublik ins All geschossen.

Tag für Tag kommt mehr Chinesisch zurück und mir fallen längst vergessene Wörter wieder ein, wenn ich sie brauche. Schon sehr beeindruckend, wie viel das Gehirn unbewusst erinnern kann. Heute habe ich mir ein Kinderbuch in Chinesisch über Sprichwörter gekauft, um mein Chinesisch zu verbessern, denn das Buch, dass wir hier bekommen haben, ist einfach zu einfach für mich.
Natürlich genieße ich auch Tag für Tag das gute chinesische Essen und das ganze Zeug, was man hier kaufen kann. Von den Getränken suche ich mir gerade eine Lieblingssorte aus. Dabei steht die Entscheidung eigentlich schon fest: gewonnen hat ein japanischer Tee Namens „Wulongcha“, welcher hier als leicht gesüßter Eistee in Flaschen fast überall verkauft wird. Chinesische Getränke, gerade die mehr oder weniger Eistee sind, sind recht zuckerarm.


Natürlich möchte ich mich noch bei allen Förderern bedanken und würde mich sehr freuen, wenn die Ausstehenden noch überweisen.

Ich hoffe, Ihr habt einen ersten Eindruck von China, der Amity Foundation und meinem bisherigen Leben hier bekommen. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt und ich freue mich über eure Fragen. Lasst von euch hören!

Beste Grüße aus dem Reich der Mitte,

Euer Sören

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