Freitag, 30. Oktober 2009
Chinesische Höflichkeit
huozhiyuan, 09:10h
Höflichkeit spielt in China eine riesige Rolle und unterscheidet sich stark vom westlichen Verständnis. Das Grundprinzip ist, den anderen besser aussehen zu lassen und daher auch bei sich selbst Abstriche zu machen.
Praktisch heißt das, in jeder Situation mit Komplimenten um sich zu schmeißen. Jedes Mal, wenn ich eine neue Person treffe, bekomme ich nach spätestens drei Sätzen von mir auf Chinesisch, egal wie einfach und alltäglich sie auch sein mögen, ein dickes Lob. Im westlichen Sinne würde ein „Danke“ mehr als genügen, mal abgesehen davon, ob man so schnell überhaupt ein Kompliment erhalten würde. Hier in China ist es jedoch höflicher, das Kompliment abzuwehren und so antworte ich meist mit einem „Na ja, geht so“ oder „Ach komm, wo denn?!“. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass es im Chinesischen genug Wege und spezielle Floskeln gibt, einem Lob auszuweichen. Mit diesem einem Versuch bleibt es natürlich nicht. Es wird einfach alles gepriesen. Das fängt beim Aussehen an und hört eigentlich nirgends auf. Chinesen egal welchen Alters oder welchen Ranges sagen mir, wie schön („Shuai“) ich doch bin. Das bekommt natürlich auch mein Mitbewohner hier und eigentlich alle jüngeren, westlichen Ausländer zu hören, denn in den Augen der Chinesen sehen wir tatsächlich extrem gut aus. Etwas spezieller wird es, wenn es an meine weiße Haut geht, die auch dem chinesischen Schönheitsideal entspricht, oder an meine starke Figur, wobei meine Kraft gelobt wird. Hier zeigt sich, wie Chinesen aus etwas vermeintlich Schlechtem ein Kompliment heraus holen. Wenn du dick bist, bist du für Chinesen kräftig und gesund. So hat das letzte Kompliment meiner Meinung nach zwei Seiten. Es geht natürlich noch weiter. Auch das „Deutsch-Sein“ bringt mir bzw. uns Komplimente. Die gute deutsche Wirtschaft, Automarken und die deutschen Tugenden werden bewundert und sind im chinesischem Sinne auch ein Kompliment an jeden einzelnen, der dazu gehört, in diesem Fall also an uns.
Je nachdem, wie viel Alkohol man verträgt, gibt es dafür ein Lob. Nach längerer Zeit bekommt man gesagt, wie sehr einen die Leute mögen. Das habe ich von meinem Büro, den Lehrern aus zwei anderen Büros und den meisten Klassen bisher gehört. Eine Lehrerin hat uns schon berichtet wie sehr uns die Schüler der gesamten Schule lieben, obwohl wir mit den meisten natürlich noch nicht gesprochen haben. Dabei ist es entweder einer aus der Gruppe, der mir bezeugt, wie sehr mich alle mögen, oder ich werde in Anwesenheit der gesamten Gruppe von dieser gelobt. Nach all dem Lob, dem Danken und Abwehren, bin ich an der Reihe, selber ebensolches auszuteilen. So mannigfaltig die Komplimente sind, versuche auch ich sie zu erwidern. Jeder neue Mantel und jedes Schuhpaar meiner Kolleginnen ist ein Satz wert. Egal was ein anderer Lehrer macht, ob es Badminton spielen oder das Fertigstellen des Tafelgemäldes in unserem Büro ist, die Fähigkeiten werden bewundert. Auch allgemeine Charakterzüge gehen als Ziel durch und so gibt es positive Kommentare für das vorbildliche Verhalten als „Leader“ oder die höfliche „Gentleman“-Art eines Kollegen.
Es ist faszinierend, wie viele Komplimente wir hören, und das geht an mir nicht spurlos vorbei. Man fühlt sich natürlich echt gut und haut selber um so mehr raus. Obwohl es viele, eigentlich sehr oberflächliche Komplimente sind, fühlen sie sich doch irgendwie erst und ehrlich an. Es ist einfach normal, in der chinesischen Kultur viel zu „schleimen“ und ist dadurch nicht abgewertet worden, wie bei uns, sondern aufrichtig gemeint.
Praktisch heißt das, in jeder Situation mit Komplimenten um sich zu schmeißen. Jedes Mal, wenn ich eine neue Person treffe, bekomme ich nach spätestens drei Sätzen von mir auf Chinesisch, egal wie einfach und alltäglich sie auch sein mögen, ein dickes Lob. Im westlichen Sinne würde ein „Danke“ mehr als genügen, mal abgesehen davon, ob man so schnell überhaupt ein Kompliment erhalten würde. Hier in China ist es jedoch höflicher, das Kompliment abzuwehren und so antworte ich meist mit einem „Na ja, geht so“ oder „Ach komm, wo denn?!“. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass es im Chinesischen genug Wege und spezielle Floskeln gibt, einem Lob auszuweichen. Mit diesem einem Versuch bleibt es natürlich nicht. Es wird einfach alles gepriesen. Das fängt beim Aussehen an und hört eigentlich nirgends auf. Chinesen egal welchen Alters oder welchen Ranges sagen mir, wie schön („Shuai“) ich doch bin. Das bekommt natürlich auch mein Mitbewohner hier und eigentlich alle jüngeren, westlichen Ausländer zu hören, denn in den Augen der Chinesen sehen wir tatsächlich extrem gut aus. Etwas spezieller wird es, wenn es an meine weiße Haut geht, die auch dem chinesischen Schönheitsideal entspricht, oder an meine starke Figur, wobei meine Kraft gelobt wird. Hier zeigt sich, wie Chinesen aus etwas vermeintlich Schlechtem ein Kompliment heraus holen. Wenn du dick bist, bist du für Chinesen kräftig und gesund. So hat das letzte Kompliment meiner Meinung nach zwei Seiten. Es geht natürlich noch weiter. Auch das „Deutsch-Sein“ bringt mir bzw. uns Komplimente. Die gute deutsche Wirtschaft, Automarken und die deutschen Tugenden werden bewundert und sind im chinesischem Sinne auch ein Kompliment an jeden einzelnen, der dazu gehört, in diesem Fall also an uns.
Je nachdem, wie viel Alkohol man verträgt, gibt es dafür ein Lob. Nach längerer Zeit bekommt man gesagt, wie sehr einen die Leute mögen. Das habe ich von meinem Büro, den Lehrern aus zwei anderen Büros und den meisten Klassen bisher gehört. Eine Lehrerin hat uns schon berichtet wie sehr uns die Schüler der gesamten Schule lieben, obwohl wir mit den meisten natürlich noch nicht gesprochen haben. Dabei ist es entweder einer aus der Gruppe, der mir bezeugt, wie sehr mich alle mögen, oder ich werde in Anwesenheit der gesamten Gruppe von dieser gelobt. Nach all dem Lob, dem Danken und Abwehren, bin ich an der Reihe, selber ebensolches auszuteilen. So mannigfaltig die Komplimente sind, versuche auch ich sie zu erwidern. Jeder neue Mantel und jedes Schuhpaar meiner Kolleginnen ist ein Satz wert. Egal was ein anderer Lehrer macht, ob es Badminton spielen oder das Fertigstellen des Tafelgemäldes in unserem Büro ist, die Fähigkeiten werden bewundert. Auch allgemeine Charakterzüge gehen als Ziel durch und so gibt es positive Kommentare für das vorbildliche Verhalten als „Leader“ oder die höfliche „Gentleman“-Art eines Kollegen.
Es ist faszinierend, wie viele Komplimente wir hören, und das geht an mir nicht spurlos vorbei. Man fühlt sich natürlich echt gut und haut selber um so mehr raus. Obwohl es viele, eigentlich sehr oberflächliche Komplimente sind, fühlen sie sich doch irgendwie erst und ehrlich an. Es ist einfach normal, in der chinesischen Kultur viel zu „schleimen“ und ist dadurch nicht abgewertet worden, wie bei uns, sondern aufrichtig gemeint.
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